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Bericht von der Regionalkonferenz der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus

Text und persönliche Meinung von Michael Gugat

Am Mittwoch, den 11.12.2013, lud die “Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW” zur Regionalkonferenz für den Regierungsbezirk Detmold in die Ravensberger Spinnerei in Bielefeld ein. Vorangegangen waren bereits vier Konferenzen in Wuppertal, Schwerte, Köln und Münster, die Veranstaltung in Bielefeld bildete den Abschluß der Reihe, die das Ziel hatte, ein integriertes Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus der Landesregierung zu entwickeln.

Über 1000 Einladungen an zivilgesellschaftliche Organisationen jeglicher Couleur, Parteien und Schulen wurden verschickt, rund 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten aus ganz OWL und auch darüber hinaus an. So waren zum Beispiel Schüler-, Lehrer- und Elternvertreterinnen und -vertreter dabei, Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte Wewelsburg und der

Einführungsrede von Karsten
Einführungsrede von Karsten

Organisation “Schule ohne Rassismus“, ein Polizeibeamter, der für Deeskalationscoaching in Schulen zuständig ist, ein Vertreter des Bündnisses aus Vlotho, das sich für die Schließung des Collegium Humanums einsetzte oder auch Miriam und Ole vom Fanprojekt bei Arminia Bielefeld, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, die die Vielfältigkeit dokumentieren soll. Für die Piratenpartei nahmen Marie Kuster, persönliche Mitarbeiterin unseres Landtagsabgeordneten Frank Herrmann, und ich, als kommunaler Vertreter, teil.

Nach diversen Reden und Einführungen in die thematische Intention und einem kabarettistischen Beitrag von Sebastian Krämer ging es dann in die Arbeitsphase. An zwei mal fünf Thementischen fand ein Workshop in Form eines World Cafés statt.  Zwei mal wurde gewechselt, so dass die Mitarbeit an drei Slots möglich war.
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Im folgenden führe ich stichwortartig (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, eine offizielle Dokumentation folgt im Januar), die zusammengefassten Ergebnisse der Thementische auf:

Wo brennt´s?

  • Bildung/Ausbildung (auch und gerade von Multiplikatoren)
  • Fokus sollte auch auf Alltagsrassismus, nicht nur auf die “extreme Rechte” gelegt werden
  • Die Probleme sollten klar benannt werden (rund 20% latenter Rassismus in der Gesellschaft), nicht abgewiegelt
  • Wirtschaft sollte stärker einbezogen werden
  • Es wird zu oft kommuniziert wogegen, nicht wofür wir sind

Was funktioniert gut?

  • Bündnisarbeit. Diese funktioniert insbesondere dann gut, wenn die übergeordneten Ziele verfolgt werden, unabhängig von Partikularinteressen
  • Schule- und Jugendarbeit
Tischdecke eines Thementisches
Tischdecke eines Thementisches

Was wird gebraucht?

  • Wertschätzung/Anerkennung der oftmals ehrenamtlich Engagierten
  • Verstetigen von Projektfinanzierungen (zu viel Energie wird für Mittelakquise wegen zu kurzer Projektzeiträume aufgebracht)
  • Antragslotsen durch das “Finanzierungswirrwarr” der Projektförderungstöpfe.
  • Professionalisierung der Arbeit (exemplarisch wurden Homepages genannt). Hier wurde aber auch die Gefahr genannt, dass es durch durch zu starke Professionalisierung zu einer De-Facto-Verstaatlichung der zivilgesellschaftlichen Projekte kommen kann, was natürlich nicht gewünscht und auch nicht zielführend wäre.
  • Die “regionale Demokratie” sollte gefördert werden. Die Fragen nach dem “wie wollen wir zusammenleben?”, das Schaffen von Strukturen, wie zum Beispiel Stadtteilparlamente oder Stadtteilforen

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Wer muss einbezogen werden und warum?

  • Schulen, Jugendgruppen, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, etc. sind bereits gut eingebunden.
  • Die Einbindung der Wirtschaft, von Migrantengruppen, lokalen “Berühmtheiten” und der Gruppe der Seniorinnen und Senioren ist mindestens ausbaufähig
  • Ansatz von oben zum Beispiel: die Lehrerschaft bekommt Ressourcen
  • Ansatz von unten zum Beispiel: die engagierte Schülerschaft wird gestärkt

Was wird vom Land erwartet?

  • Geld :-)
  • Verstetigung der Zuweisung von Projektmitteln
  • vereinfachte kurzfristige Projektfinanzierungen
  • thematische Ausbildung für zum Beispiel die Lehrerschaft/Polizei
  • mehr Sozialarbeit in Schulen
  • Überarbeitung der Lehrpläne im Hinblick auf das Thema. Das könnte entweder mit der Einführung eines Extraunterrichtsfaches erfolgen oder mit einer Änderung jedes einzelnen Lehrplans (als Beispiele wurden hier zum Beispiel genannt: die Bearbeitung der statistischen Hintergünde des Holocaust im Mathematikunterricht oder die Bearbeitung von “Falschaussagen zur Genetik” im Biologieunterricht).
  • Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem anerkennen, dass es das auch in Behörden gibt und auch in Form von diskriminierenden Gesetzen.

4Mein persönliches Fazit dieser rund fünfstündigen Veranstaltung: das Team um Dr. Karsten Wilke (der uns ja auch bereits auf einem Stammtisch für eine Diskussionsrunde besuchte) hat hervorragende Arbeit geleistet. Die Atmosphäre war sehr gut, die Mitarbeit aller Beteiligten am Workshop bemerkenswert. Entscheidend wird jetzt sein, was für konkrete Ergebnisse aus den fünf Regionalkonferenzen gezogen werden. Hängen geblieben ist für mich aus politischer Sicht vor allem die Aussage “Manchmal gibt es nicht zu wenig Geld, man weiß nur nicht, wo es ist.”. Da kann und sollte man dran arbeiten.

Bericht in der Neuen Westfälischen Zeitung

 

 

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