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Unterrichtsausfall ist Definitionssache

Stellungnahme zum NW-Titelseitenthema vom 05.10.2017

“8% Unterrichtsausfall ist kein realistischer Wert, der tatsächliche Unterrichtsausfall ist wesentlich höher” sagt die schulpolitische Sprecherin der Ratsgruppe Bürgernähe/PIRATEN, Gordana Rammert.
“Denn als Unterrichtsausfall werde nur gewertet, wenn die Kinder in den Randstunden frei haben, nicht aber wenn der Unterricht durch fachfremde Lehrer vertreten wird. Einer Klasse hilft es nicht, wenn ihr Englisch-Unterricht aufgrund einer Langzeiterkrankung regelmäßig von wechselnden Kunst- und Physiklehrkräften unterrichtet wird, wenn die zentralen Leistungsüberprüfungen unmittelbar bevorstehen. Es ist fraglich wie eine Lehrkraft zusätzlich zu ihrem normalen Lehrdeputat auch noch eine weitere Klasse beschulen soll und dort individuell auf die ihr zumeist unbekannten Kinder eingehen soll.
Die Forderung des Verbandes Bildung und Erziehung sowie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nach einer 8%-Reserve kann daher nur unterstützt werden. Denn dadurch ist es auch möglich kurzfristige Schwangerschafts- bzw. Elternzeitvertretungen gewährleisten zu können. Zudem kennen sich die Lehrkräfte bereits in der Schule und dem dazugehörigen Schulleben aus und sind schneller verfügbar. Denn wenn zu Beginn des Jahres eine Stundentafel auf dem Papier erfüllt wird, bedeutet das nicht, dass das in den beiden Halbjahren auch so bleibt. Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrerkräfte brauchen eine vernünftige Personalausstattung. Nur so sei es möglich beiden Seiten gerecht zu werden. Eine Unterbesetzung sei kurzzeitig zwar aushaltbar, langfristig führt dies jedoch zu massiven Unzufriedenheiten denen man vorbeugen muss.
Die Tatsache, dass mittlerweile fast jede neue Stelle auch für den Seiteneinstieg geöffnet ist und dennoch kaum besetzt werden kann, zeigt zudem ganz deutlich, dass die erst vor Kurzem gestartete ‘Werbekampagne’ viel zu spät kommt. Das Thema Lehrkräftemangel spielte schon vor fünfzehn Jahren in meinem Schulalltag eine Rolle, aber bislang hat jede Landesregierung versäumt dafür die Weichen zu stellen. Die schwarzgelbe Landesregierung lasse durch Seiteneinsteiger Absenkungen in der Qualität der didaktischen und pädagogischen Ausbildung zu, da sie selbst keine wirksame Lösung vorweisen kann. Oft gehen diese Arbeitsverträge dann einher mit prekären Vertragsbedingungen wie kurzen Verträgen, die unmittelbar vor den Ferien enden und direkt danach wieder beginnen. So erlischt der Anspruch auf Arbeitslosengeld I und man hat einen sechswöchigen Verdienstausfall.
Mein Wunsch lautet daher: Für Seiteneinsteiger soll es eine engmaschige Begleitung und Unterstützung durch entsprechende Förderprogramme geben, damit sie bei guten Leistungen genauso verdauert werden können wie ihre Kollegen. Gleiche Leistung bedeutet für mich auch gleicher Lohn.”

[Autor: Gordana Rammert]